Verkehr ist mehr als das eigenen Auto. Auch die Versorgung, Entsorgung und die Gefahrenabwehr in einer Kommune hängen eng damit zusammen, dass die Straßen passierbar und die Wege auch für Menschen sicher und komfortabel sind, die zu Fuß oder mit dem Rad unterwegs sind. Lärm- und Gesundheitsschutz für die Anwohnerinnen und Anwohner kommen noch hinzu. Über all diese Themen konnten wir bei unserem grünen Stammtisch am 13. November in Breitenborn in einem lebhaften Austausch mit Bürgerinnen und Bürgern aus Biebergemünd sprechen.
Für die Landtagsabgeordnete Katy Walther, Verkehrspolitische Sprecherin der GRÜNEN Fraktion im hessischen Landtag, ist klar: „Mobilität ermöglicht Menschen Teilhabe. Und sie muss auch ohne eigenes Auto möglich sein. Vor allem in einer immer älter werdenden Gesellschaft.“ Sie appellierte dazu, den ÖPNV-Ausbau nicht zu vernachlässigen und gerade im ländlichen Raum auf eine Mobilitätsgarantie hinzuarbeiten, die für alle gilt: ob groß oder klein, jung oder alt. Ein gutes Beispiel sei das Programm „Garantiert mobil im Odenwald.“
Als ein Problem in Biebergmünd wurde in der Diskussion der ruhende Verkehr identifiziert: Vielerorts kommen parkende Autos anderen Verkehrsteilnehmern in die Quere. Nicht nur am MVZ ist die Situation angespannt, auch in vielen anderen engen Straßen Biebergemünds haben Busse, große Fahrzeuge der Feuerwehr, landwirtschaftliche Nutzfahrzeuge oder der Winterdienst erhebliche Probleme beim Durchkommen. Hier könnte ein konsequentes Parkraummanagement Abhilfe schaffen.
Doch nicht nur die immer breiter und schwerer werdenden Autos bringen Ärger mit sich. Insgesamt sind die viel zitierte Vorsicht und gegenseitige Rücksichtsname auf der Straße, ebenso wie beim allgemeinen gesellschaftlichen Miteinander, mitunter auf dem Rückzug. So berichtet ein ortsansässiger Landwirt von manch frustrierender Konfrontation mit Radfahrern, die ihm in seinem Arbeitsalltag auf den Straßen und Wirtschaftswegen Biebergemünds begegnen und nicht immer Verständnis haben. Bei der Gelegenheit kam auch seine Sorgen zum Umgang mit dem Wolf zur Sprache, der im Main-Kinzig Kreis unterwegs ist, die Herdentiere ängstigt, die beim Ausbruch dann leicht zum Verkehrsrisiko werden können.
Dass der Bahnhof Wirtheim noch immer nicht barrierefrei ist, war ebenfalls Thema der Diskussion. Weiterhin fehlende Fahrradboxen und wirksame Lärmschutzmaßnahmen für die Menschen in Neuwirtheim und Wirtheim. „Mehr schlecht als recht“ bewertete Jan Göring, Sprecher des Biebergemünder Ortsverbands von Bündnis 90/Die Grünen, die Situation des öffentlichen Nahverkehrs auch mit Blick auf die Lützel.
Katy Walther erzählte von Ihren Erfahrungen aus der Kommunalpolitik im Kreis Offenbach. So wusste sie zu berichten, dass nicht alle gut gemeinten Konzepte in der Praxis aufgegangen sind. Sie kennt aber auch einige Vorzeigeprojekte, die sich bewährt haben und als Vorbild für Biebergemünd und dem Main-Kinzig-Kreis dienen können. Etwa der On demand-Bus „Hopper“ im Landkreis Offenbach, ein kostengünstiger Rufbus, der den Bus- und Schienenverkehr ergänzt und besonders am Abend und an den Wochenenden gut genutzt wird. Auch aus Biebergemünd gab es Gutes zu berichten: Die Bürgerbus-Fahrerin Gudrun Müller ist überzeugt von dem jüngst eingerichteten Projekt, dass durch sie und andere ehrenamtliche Fahrerinnen und Fahrer realisiert wird und Älteren, Kranken oder Kindern hilft, auch ohne eignes Auto von A nach B zu kommen: „Die Menschen sind sehr dankbar für die Hilfe.“
Für die Mitglieder des Grünen Ortsverbands von Biebergemünd haben Verkehrsthemen einen hohen Stellenwert, war doch der fehlende Zebrastreifen in Breitenborn einer der Gründe für dessen Gründung. „Es ist unheimlich ärgerlich, dass immer erst etwas Schlimmes passieren muss, bevor Problemstellen angegangen werden“, weiß Jan Göring und verspricht: „Auch, wenn das Umsetzen von Verbesserungen im Verkehrsbereich eine Marathonaufgabe ist und sich Probleme nicht von heute auf morgen lösen lassen – wir bleiben dran!“
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